Effiziente Koordination von Großschiffsanläufen stärkt den Hamburger Hafen

Seit Jahren steigt die Zahl der sehr großen Schiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen. Das stellt Hafenbetriebe, Reedereien und Behörden vor große Herausforderungen. Mit der Nautischen Terminal Koordination (NTK) gibt es nun erstmals eine Einrichtung, die sich um die zentrale betriebliche Abstimmung der Großschiffsanläufe kümmert – lange bevor das Schiff die Revierfahrt auf der Elbe antritt. Sie nutzt die Erfahrungen und Strukturen der Feeder Logistik Zentrale (FLZ).

Seit 2008 ist die Zahl der sehr großen Schiffe (AGF = Außergewöhnlich Große Fahrzeuge), die den Hamburger Hafen angelaufen haben, von 621 auf 989 angestiegen. Darunter fallen nicht nur Containerschiffe, sondern auch Kreuzfahrtschiffe, Massengutschiffe und andere. Diese unterliegen bei der Revierfahrt von und nach Hamburg unterschiedlichen Restriktionen etwa durch den Wasserstand der Elbe oder die Breite der Fahrrinne. Auf diese Einschränkungen muss bei der Abwicklung der Schiffsanläufe Rücksicht genommen werden. Das führt zu Wechselwirkungen mit der Ankunft oder Abfahrt anderer Schiffe. Mit der Nautischen Terminal Koordination gibt es nun eine Koordinationsstelle, die diese Wechselwirkungen während des gesamten Schiffszulaufs in Nordeuropa beobachtet, Konfliktsituationen erkennt und die Auswirkungen auf das Gesamtsystem Hafen reduzieren kann.

Dr. Stefan Behn, im HHLA-Vorstand zuständig für das Segment Container, betont die Bedeutung der Nautischen Terminal Koordination: „Mit der Nautischen Terminal Koordination führen wir die erfolgreiche Arbeit der Feeder Logistik Zentrale fort. Beide sind Musterbeispiele für den kooperativen Ansatz, mit dem wir gemeinsam die Herausforderungen im Hamburger Hafen meistern – und zwar nicht nur für die Containerschiffe, sondern weit darüber hinaus. Von der Arbeit der Nautischen Terminal Koordination profitieren alle Beteiligten. Sie verzichten punktuell auf die Durchsetzung von Einzelinteressen, weil dadurch das Gesamtsystem reibungsloser funktioniert.“

Peter Zielinski, Geschäftsführer der EUROGATE Container Terminal Hamburg GmbH, unterstreicht die Besonderheit der Nautischen Terminal Koordination: „Die Einrichtung der Nautischen Terminal Koordination ist unabhängig vom noch ausstehenden Urteil zur Fahrrinnenanpassung notwendig und sinnvoll. Denn die Zahl der Großschiffsanläufe ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wir freuen uns daher sehr, dass sich neben den vier Hamburger Containerterminals auch Hansaport, der größte Massengutterminal in Hamburg, an der Nautischen Terminal Koordination beteiligt. Eine Teilnahme anderer Verladestellen ist sinnvoll und begrüßenswert.“

Heinrich Goller, Geschäftsführer der FLZ/NTK, erläutert den Charakter der Einrichtung: „Aufgabe der Nautischen Terminal Koordination ist es, Kommunikationswege zu bündeln und Wechselwirkungen von Entscheidungen rund um die Großschiffsabfertigung frühzeitig zu erkennen und so weit wie möglich zu lösen. Anders als hoheitliche Stellen dies können, begleiten wir die Schiffe im Zulauf, beispielsweise bereits ab Gibraltar und verstärkt ab den Vorhäfen. Wir sind damit in der Lage, mögliche Störungen sehr früh zu erkennen und daraus operative Vorschläge zu entwickeln. Wir koordinieren die Abläufe aktiv und entwickeln betriebliche Anforderungssituationen aus Sicht der Hamburger Terminals, die wir mit den zuständigen hoheitlichen Stellen abstimmen. Indem wir als zentraler Ansprechpartner fungieren, entlasten wir die übrigen Beteiligten einerseits von bilateraler Kommunikation und vermeiden andererseits Reibungsverluste.“

Hafenkapitän Jörg Pollmann zur Nautischen Terminal Koordination: „Wir freuen uns, dass die Nautische Terminal Koordination ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie entlastet die Nautische Zentrale, weil wir uns auf unsere eigentlichen hoheitlichen Aufgaben konzentrieren können. Daher sind auch wir daran interessiert, dass sich weitere Verladestellen an der Nautischen Terminal Korrdination beteiligen.“

Die Nautische Terminal Koordination operiert seit Anfang Oktober im Zwei-Schicht-Betrieb. Möglichst bald soll der Drei-Schicht-Betrieb aufgenommen werden. Die dafür notwendige Personalaufstockung wird momentan vorbereitet. Aktuell arbeiten drei Mitarbeiter für die NTK. Zu den Aufgaben der NTK für die Hamburger Containerterminals und Hansaport zählen die terminalübergreifende Koordinierung der Vorplanung, Zulaufsteuerung und Abgangsplanung von Großschiffen im Hamburger Hafen. Darüber hinaus übernimmt die NTK perspektivisch eine zentrale und aktive Kommunikationsrolle gegenüber der Nautischen Zentrale.

Wie arbeitet die NTK? Eine beispielhafte Verkehrssituation aus dem Sommer (wie sie regelmä- ßig im Hamburger Hafen auftritt) zeigt die Komplexität der Koordinierungsaufgabe der NTK: Aufkommend sind mit einer Tide zwei Großcontainerschiffe und ein Bulker, abgehend zwei Containerschiffe. Die Schiffe sind zwischen 300 und 400 Meter lang und bis zu 56 Meter breit. Die Mitarbeiter der NTK haben diese Schiffe von verschiedenen Ladestellen im Blick und berechnen basierend auf den individuellen Tiefgängen der Schiffe nach Abstimmung mit der Nautischen Zentrale die möglichen Passagemöglichkeiten sowie Ankunfts- und Abgangszeiten an den Terminals. Dabei müssen zusätzliche Anforderungen mit der Nautischen Zentrale abgeklärt werden: Wann kann die Köhlbrandbrücke unterquert werden? Wo dürfen sich welche Schiffe passieren? Was ist, wenn die Wasserstände sich verändern? Daneben muss in Betracht gezogen werden: Wann wird das zuvor am Liegeplatz liegende Schiff fertig? Zu welcher Schicht plant ein Terminal den Arbeitsbeginn eines Schiffes und bestellt seine Gänge? Wie kann eine optimale betriebliche Regelung aussehen? Die NTK-Mitarbeiter müssen stets die Auswirkungen einer Entscheidung zu einem Schiff auf die betriebliche Situation anderer Schiffe im Blick haben und die jeweiligen Berechnungen entsprechend aktualisieren. Die NTK begleitet die Schiffe schon lange vor ihrer Ankunft in ganz Nordeuropa und kann so frühzeitig betrieblich abgestimmte Lösungsansätze erarbeiten. Sie kommuniziert die Lösungsansätze gegenüber den hoheitlichen Stellen, die die Verkehrssteuerung auf der Elbe durchführen. Diese haben die letzte hoheitliche Entscheidung über den Verkehrsweg.

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